Konstantin Unwohl
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Ich gehe

Ich gehe

1. Hospital

wir waren temporär auf der gleichen Station die Krankenschwester sagt es mir und sieht auf den Boden du bist übern Berg und ich bleibe hier wohnen du hast dich auskuriert ich ahnte es schon

temporär

zusammen zwei Wagen

du wurdest schnell geschoben

hast am Ende gewartet

der Korridor hat kein Ende in Sicht

die Krankenschwester sagt es mir

ich glaub es ihr nicht

es ist sechs Uhr Morgens 

und dein Bett hier bleibt leer

es fällt mir schwer zu schlafen

doch wir sehen uns wieder

ich bin bald geheilt

wer will schon allein sein

der letzte, der bleibt

und wir sehen uns wieder

ich bin bald geheilt

wer will schon allein sein

ich bin nicht so weit

geteiltes Leid

auf der gleichen Station

ich bin die Ruhe hier drin

nicht mehr gewohnt

die Schritte im Gang

warn viel leiser als du

der Tropf ist zu laut

und mein Vorhang bleibt zu

Blumen am Nachttisch

sie stehen nicht weit

sie erinnern mich steht

an vergangene Zeit

und bei Aufstieg der Sonne

ich fühl mich benommen

ein Blütenblatt fällt

und ich bin der Welt

abhanden gekommen

und wir sehen uns wieder

ich bin hier bald raus

beim letzten der Blätter

des Blumenstrauß

und wir sehen uns wieder

ich bin hier bald raus

beim letzten der Blätter

des Blumenstrauß

2. Alle meine Freuden

ich wurde geboren auf einem Schiff

und seitdem treib ich dahin

meine Mutter war die Sonne 

und sie schuf dieses Kind

meine Mutter war die Sonne

und mein Vater war der Mond

der nächtens stark bedrohlich

über meinem Leben thront

welche Lehren meiner Kindheit

Wellen lehrten mich ein Kind zu sein

Lehren meiner Jugend

frag die Wellen die mich trugen

ich wurde geboren auf einem Schiff

und seitdem treibe ich dahin

alle Ängste alle Sorgen

sie gab mir der Wind

alle Ängste alle Sorgen

gab mir der Wind

weil sie nur über den Wolken

verborgen sind

und alle meine Freuden

starben an Skorbut

und ich kann es nicht verleugnen

dass es immer noch weh tut

alle meine Freuden

starben an Skorbut

und ich kann es nicht verleugnen

dass es immer noch weh tut

und ich kratzte an den Planken

bis die Narben verschwanden

und ich schrubbte das Deck

doch das Blut ging nicht weg

und das Land war mein Feind

und er Wein war mein Freund

alle Gabelungen des Lebens

seither versäumt

und ich quälte mich beim Wellengang

die See sie war nicht lieb mit mir

da alles was ich je verstand 

mit einem Hieb in ihrem Schlund versank

und alle meine Freuden

starben an Skorbut

und ich kann es nicht verleugnen

dass es immer noch weh tut

alle meine Freuden

starben an Skorbut

und ich kann es nicht verleugnen

dass es immer noch weh tut

3. W Warszawie

Puławska

Świętokrzyska

uniwersyteyt 

Puławska fünf Minuten

die Bäume auf dem Weg sehen traurig aus

Wilanowska zehn Minuten

wie Blätter auf nem nassen schweren Ast

Świętokrzyska fünf Minuten

ich verpass jedes mal die gleiche Bahn

Uniwersyteyt und endlich draußen

hier nehme ich jeden eurer Flyer an

chwileczkę und wieder rückwärts

geht man langsam die neue Welt entlang

und ist man irgendwo angelangt

dann fängt alles wieder von vorne an

mówiłeś wszystko będzie lepsze w warszawie, 

rzekłeś chodzą coś się z mnię w warszawie

mówiłeś wszystko będzie lepsze w warszawie

Puławska fünf Minuten

und die Bäume auf dem Weg sterben immer noch

Wilanowska zehn Minuten

den Menschen macht nichts von den Stationen aus

Świętokrzyska fünf Minuten

ich verpass jedes Mal die gleiche Bahn

Uniwersyteyt und wieder draußen

die Routine verschluckt einen jeden Tag

und so geht man die neue Welt entlang

und man dachte sich, man sei wo angelangt

aber eigentlich fängt alles nur von vorne an

von vorne an von vorne

4. Mein Verstand

Ich hab ein komisches Gefühl im Bauch

es steigt mir in den Kopf

mein Verstand, mein Verstand, mein Verstand

es ist die Dämmerung, Erniedrigung

und darauffolgende Dunkelheit

ich bin zwar sicher schon nah dran

doch immer noch nicht ganz so weit

es suchen mich Dämonen heim

dies wirklich heut nicht braucht

alles wirkt so eigenartig

alles wirkt wie ausgetauscht

alle meine Freuden

verließen mich bereits

bin mit allem einverstanden

nur wohin mit meinem Geist

mein Verstand, mein Verstand, bitte bleibe noch bei mir

mein Verstand, mein Verstand, mein Verstand

mein Verstand, mein Verstand, bitte bleibe noch bei mir

mein Verstand, mein Verstand, mein Verstand

du sagtest mir es sei normal

und alles sehr verständlich

es lässt sich sehr gut nachvollziehen

nur das alleine hilft nicht viel

und gestern in der Küche

da brach ich kurz zusammen

die Welt hielt in mir Einzug

und mein Augenlicht verschwamm

ich sah ein Bild von uns sich drehen

es war wellig und verblasst

und im Spiegel meiner Waschmaschine 

hat es mich gepackt

es machte Klick Klack Klick Klack Klack

und dann fing sie an zu schleudern

meine Seele, meine Seele, meine Seele

fang mit der Himmelfahrt nicht heute an

meine Seele, meine Seele, meine Seele

fang mit der Himmelfahrt nicht heute an

ja ich sehe mich im Spiegel an

so lange ists nicht her

doch seit die Bücher mich verlassen hatten

gibt es keine Hoffnung mehr

etwas nagt der Zeit am Zahn

das selbst die Zeit nicht töten kann

und eines Tages ist es dann soweit

der Himmel weint, ich bin bereit

Gefrorne Tropfen fallen von den Wangen

mein Verstand ist von uns gegangen

mein Verstand, mein Verstand, bitte bleibe noch bei mir

mein Verstand, mein Verstand, mein Verstand

mein Verstand, mein Verstand, bitte bleibe noch bei mir

mein Verstand, mein Verstand, mein Verstand

oh und fällt das Blatt zu Boden

fällt mit ihm die Hoffnung ab

fall ich selber mit zu Boden

und wein auf meiner Hoffnung Grab

Zitat Ende

5. Zeit

Gedenken braucht seine Zeit

Gedanken müssen Atmen können

und dafür gibt es keine Zeit

wo kämen wir hin, wo kämen wir hin

ich, ich brauche Zeit

du brauchst keine Zeit, brauchst du keine Zeit?

oh ich ich habe Zeit

du hast keine Zeit, hast du keine Zeit?

ich glaube, ich verstehe

es geschieht, es geschieht, es geschieht so viel

und man versteht das

es geschieht, es geschieht, es geschieht so viel

ja man versteht das

es geschieht, es geschieht, es geschieht so viel

man könnte fast meinen, dass du mich verlassen hast

der Gedanke und sein Ausdruck

ging verloren auf dem Weg

zwischen überall und Hamburg

was ist es, was ist es, das zwischen uns steht

die Augen schweifen Ab

dein Gesicht so fremd im Hochkantformat

ein Gedanke braucht Zeit

Zeit, die man nicht hat

ich verstehe

deine Lippen formen sich nicht mehr 

so wie ich sie sonst schätze

die Situation ist gar nicht so

wie ich sie gerne hätte

dein Wort mein Wort jedes Wort ist ein Wort

an dem ich derzeit zerbreche

doch ich verstehe, ich verstehe

ja ich glaube, ich verstehe

es geschieht, es geschieht, es geschieht so viel

und man versteht das

es geschieht, es geschieht, es geschieht so viel

ja man versteht das

es geschieht, es geschieht, es geschieht so viel

man könnte fast meinen, dass du mich verlassen hast


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